Zurückhaltung bei Existenzgründungen
Die Zahl der Existenzgründungen ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Das geht aus dem aktuellen „Gründungsmonitor“ hervor, den die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) jährlich vorlegt. Dabei hat sich jedoch vor allem die Zahl der Nebenerwerbsgründungen erhöht, die Zahl der Vollerwerbsgründungen ging im Vergleich zu 2022 zurück.
Insgesamt gab es 2023 deutschlandweit 568.000 Personen in Existenzgründung, davon 205.000 (36 Prozent) im Vollerwerb. Etwa 44 Prozent der Gründer waren weiblich, der höchste Wert seit Erhebung der Zahlen (langjähriger Durchschnitt: 38 Prozent).
23 Prozent der Gründer gaben 2023 an, dass sie die Unternehmensgründung insbesondere in Ermangelung besserer Erwerbsalternativen vollzogen hätten. Dies gilt sogar für das knappe Drittel aller Gründer im Vollerwerb. 70 Prozent aller Gründer sagten, dass sie vor allem eine gute Geschäftsgelegenheit ausnutzen wollten. Für 42,5 Prozent der Gründer ist die berufliche Unabhängigkeit das Hauptmotiv für die Existenzgründung, 32,7 Prozent erhoffen sich ein höheres Einkommen, 8,0 Prozent war die eigene Geschäftsidee der Hauptantrieb für die Gründung. Fast zwei Drittel aller Gründungen erfolgten im Dienstleistungsbereich (Wirtschaftliche oder persönliche Dienstleistungen), ein Fünftel im Handel. 4,4 Prozent aller Existenzgründungen waren im Baubereich tätig, lediglich 2,1 Prozent im Produzierenden Gewerbe.
Ein wichtiges Hemmnis bei einer Gründung war für fast die Hälfte aller Gründer die Bürokratie – Höchstwert in den vergangenen 15 Jahren. Zum Vergleich: 2008 benannten nur 29 Prozent, 2009 gar nur 27 Prozent bürokratische Forderungen als Gründungshemmnis. Weitere wichtige Hemmnisse waren für 29 Prozent der Gründer familiäre Belastungen, der mangelnde Kundenzugang (27 Prozent) oder die schwächelnde Konjunktur (25 Prozent).
Die größte Zahl der Gründungen 2023 kam mit wenig Kapital aus. So wurden lediglich bei 8,8 Prozent aller Gründungsvorhaben mehr als 100.000 Euro an Sach- und Finanzmitteln eingesetzt. Über 50 Prozent kamen mit weniger als 10.000 Euro, 38,4 Prozent sogar mit unter 5.000 Euro aus. Entsprechend klein sind deshalb zumeist auch die Belegschaften der Neugründungen: In 57 Prozent aller Fälle erfolgten Sologründungen ohne Mitarbeitende, in weiteren sechs Prozent Teamgründungen ohne Mitarbeitende.
Aufgrund einer deutlich geringeren Zahl an Gründungsplanungen wird für 2024 mit einem deutlichen Rückgang der Gründungstätigkeit gerechnet. Konjunkturaussichten und die Situation am Arbeitsmarkt gäben wenig Impulse für eine Gründungsneigung, sagt die KfW. Insgesamt sei der Bevölkerungsanteil derer, die eine Existenzgründung planten, auf 3,6 Prozent aller 18- bis 64-Jährigen eingeknickt, der geringste Wert seit Erhebungsbeginn.