"Wir können mit der Dynamik von Gründungen gut umgehen"
Seit 1990 betreut die Technologie Centrum Chemnitz GmbH junge Unternehmen bei ihrem Start. Dafür stehen an mehreren Standorten mehr als 14.000 Quadratmeter Gewerbefläche in Büros, Werkstätten und Laboren zur Verfügung. Flexibel nutzbare Besprechungsräume, eine auch auf Hightech-Gründungen ausgerichtete technische Infrastruktur, Betreuungsangebote und zahlreiche Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen machen das TCC zu einer idealen Basis für unternehmerischen Erfolg. Das Magazin CHEMNITZ INSIDE interviewte in seiner Ausgabe Frühjahr 2018 Geschäftsführer Jens Weber.
Herr Weber, Deutschland ist in einerPhase der Hochkonjunktur – erfahrungsgemäß eine Zeit mit weniger Unternehmensgründungen. Steht das TCC jetzt leer?
Nein, das kann ich nicht bestätigen. Alle unsere Standorte sind gut gefüllt. Das ist aber auch nicht verwunderlich, wenn man sich zum Beispiel die aktuellen Zahlen der KfW anschaut, die in Deutschland viele Unternehmensgründungen mit Krediten begleitet: Die Zahlen für 2017 bestätigen zwar einen relevanten Rückgang des Gründungsgeschehens insgesamt, aber im Gegenzug einen Anstieg bei Hochtechnologie-Gründungen. Das bestätigt sich bei uns in der Qualität der Anfragen, da kommen viele Gründungen aus dem B2B-Bereich. Auf solche High-Tech-Gründungen sind wir im Technologie Centrum Chemnitz spezialisiert und können ihnen ein attraktives Gesamtpaket liefern.
Das heißt, es gibt keine Probleme?
Ein Technologie- und Gründerzentrum hat naturgemäß Phasen mit unterschiedlich großer Auslastung: Unternehmen werden gegründet, sie haben Erfolg, sie werden zu groß fürs Gründerzentrum und suchen sich deshalb einen neuen Standort. Manche Geschäftsideen scheitern auch. Das ist eine Dynamik, mit der man in einem Gründerzentrum umgehen muss, auf die wir aber auch gut vorbereitet sind mit unserer sehr flexiblen Infrastruktur an verschiedenen Standorten. Damit können wir im Regelfall sehr gutauf die unterschiedlichsten Anforderungen der bei uns angesiedelten Unternehmen reagieren – und auch die Ansprüche von neuen Interessenten bedienen.
Es wachsen auch genügend junge Unternehmen nach?
Ja, allein in den kommenden Wochen werden wir mehrere neue Mieter begrüßen können.
Woher kommen die?
Das ist ganz unterschiedlich. Eines ist ein bayerisches Unternehmen, das eine erste Betriebsstätte in Chemnitz eröffnen will. Ein anderes ist eine Ausgründung aus einem Unternehmen, das vor zehn Jahren seine erste Geschäftsadresse im TCC hatte – der neue Gründer war damals Werkstudent und kennt unser Haus also schon. Auch Ausgründungen aus den regionalen Hochschulen können wir immer wieder an unseren Standorten begrüßen. Da zahlen sich die räumliche Nähe zur TU Chemnitz, aber auch unsere langjährigen guten Verbindungen insbesondere zum Hochschul-Gründernetzwerk SAXEED aus.
Wie schätzen Sie die Unterstützung für Gründer in Chemnitz insgesamt ein?
Ich denke, es ist in Chemnitz in den vergangenen Jahren, eher noch in den vergangenen Jahrzehnten gelungen, ein vielfältiges Angebot zu schaffen. Wer Unterstützung sucht, findet sie bei den Kammern, der Agentur für Arbeit, bei SAXEED, bei den Wirtschaftsförderern von der CWE oder auch bei uns. Dazu gibt es ganz unterschiedliche Raumangebote für Gründer, von Co-Working-Spaces über das neue Programm „KRACH – Kreativraum Chemnitz“ bis zu unseren Angeboten mit Büros, Werkstatthallen oder Laborplätzen. Es gibt die wissenschaftliche Begleitung durch die TU Chemnitz und ihre Juniorprofessur Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge. Es gibt Ideenwettbewerbe wie den von SAXEED, es gibt Förderpreise wie das „Start up“-Paket für Unternehmensgründer, es gibt ein Mentorenprogramm, es gibt zunehmend auch Veranstaltungen, wo über Gründungen und Gründer gesprochen wird, sich die regionale Gründerszene trifft und damit auch überregional sichtbarer wird. Auch im Finanzierungssektor tut sich inzwischen einiges mit der Neuauflage des Technologie-Gründerfonds Sachsen, aber auch mit neu entstehenden lokalen Business Angel-Netzwerken.
Viele Angebote, bedeutet das auch viel Konkurrenz?
Nein, das ist vielleicht das Besondere in Chemnitz: Hier herrscht mindestens „friedliche Koexistenz“, eher noch: Kooperation. Zum Beispiel bei der Gründerwoche Deutschland: Natürlich koordinieren die unterschiedlichen Institutionen dafür ihre Veranstaltungstermine. Und bei regionalen Gründerwettbewerben bringen sich viele unterschiedlich mit dem Thema Gründung befasste Institutionen als Juroren oder Sponsoren ein. Ich glaube, bei allen Akteuren ist die Erkenntnis vorherrschend, dass wir Unternehmensgründungen in Chemnitz bestmöglich betreuen und begleiten müssen, damit sie wirtschaftlich erfolgreich sein können.
Herr Weber, wir danken für dieses Gespräch.