Wie aus Wissen Geld wird
Forschung nutzbar machen – das war am 19. Juni das Motto der Informationsveranstaltung von SAXEED, des Gründernetzwerks an den Hochschulen in Südwestsachsen. Dabei ging es vor allem um eine Frage: Wie lassen sich Forschungstransfers – ob in eigene Unternehmen oder in partnerschaftlich verbundene Unternehmen – finanziell bewerkstelligen?
Über die Chancen einer Gründungsfinanzierung informierten dabei Kevin Tost und Rico Wünsche vom vergangenes Jahr neu aufgelegten Hightechgründerfonds TGFS. Der halböffentliche Fonds, unter anderem mit Geldern des Freistaats Sachsen, regionaler Sparkassen und der Mitteldeutschen Beteiligungsgesellschaft ausgestattet, hat in den vergangenen zehn Jahren 50 Beteiligungen an sächsischen Technologieunternehmen. Dem steht eine weitaus größere Zahl von über 1.000 Beteiligungsanfragen gegenüber – ganz einfach ist eine entsprechende Zusammenarbeit also nicht. Dennoch: „Unser Ziel ist es, die Finanzierungslücke nach erfolgreicher Forschungsarbeit zu schließen, um Produkte entwickeln und sie in erste Märkte einführen zu können“, so Kevin Toast. Der TGFS geht dabei immer Minderheitsbeteiligungen mit Finanzierungen zwischen 100.000 und 5 Millionen Euro ein und beteiligt sich auf Zeit: Nach drei bis sechs Jahren strebt der Fond den Exit an. Mit der Neuauflage des Fonds wurde dabei auch die Beteiligungspolitik ein wenig auf die sächsischen Gegebenheiten angepasst, wie Rico Wünsche erläuterte: Ein Unternehmen müsse nicht mehr unbedingt einen disruptiven Ansatz mitbringen – auch linear wachsende Geschäftsmodelle können jetzt finanziert werden.
Förderinstrumente des Bundes stellte Dr. Ricarda Rieck vor. Insbesondere verwies sie auf die Förderberatung, die mittels eines Lotsendienstes auch Kleine und mittelständische Unternehmen zu den Fördertöpfen führen will. Besonderes Augenmerk legte sie auf die Initiative „KMU-innovativ“, die Verbundvorhaben zwischen Forschungseinrichtungen und KMUs unterstützt: Eine deutliche Innovationshöhe, ein hohes technisch-wissenschaftliches Risiko und eine klare Anwendungsorientierung sollen Projekte mitbringen, um förderfähig zu sein. Aus den Erfahrungen der Professur Alternative Fahrzeugantriebe mit „KMU-innovativ“ berichtete Michael Schwank. In einem Verbundvorhaben wird angestrebt, eine Produktion für Brennstoffzellen aufzubauen. Er berichtete von den Herausforderungen, Unternehmen für das Vorhaben zu gewinnen, da diese im Regelfall eine geringere Förderquote als die beteiligten Forschungseinrichtungen erreichen. Darüber hinaus sei die Zeit zwischen den beiden Stufen des Antragsverfahrens – erst Einreichung einer Ideenskizee, anschließend Projektantrag – recht knapp bemessen.
Einen anderen Weg wählen vier Wissenschaftler im EXIST-Forschungstransfer-Projekt LiGenium, wie Christoph Alt erläuterte. Das Ziel des Projekts ist die Substitution konventioneller Werkstoffe im Maschinenbau durch Holz. Dies sei leichter, leiser, nachhaltiger und auch preiswerter einzusetzen als Metall oder Kunststoff, so Alt. In mehreren Projekten bei deutschen Automobilherstellern wird dies derzeit getestet, etwa an Karosserieträgern in Montagehallen oder in modularen Sequenzwägen – jeweils in Holz. „Ein Kunde will von den Transportwägen jetzt 1.000 Stück. Das stellt ein kleines Unternehmen wie unseres vor eine schwierige Aufgabe“, so Alt. Entsprechend sucht LiGenium derzeit Projektpartner für die Fertigung. Und gern auch immer wieder Studierende als vorübergehend und potenziell auch dauerhafte Unterstützung des Teams.
Gut möglich, dass sich LiGenium ähnlich stark entwickelt wie der Gastgeber des SAXEED-Informationsabends. Zum dritten Mal war „Forschung nutzbar machen“ bei der EDC – Electronic Design Chemnitz GmbH am Smart Systems Campus zu Besuch. Das Unternehmen, vor zehn Jahren aus der TU Chemnitz heraus gegründet, hat einen konsequenten Wachstumskreis eingeschlagen. Von 400.000 auf über 1.000.000 soll die Auslieferung eigener Schaltkreise in diesem Jahr gesteigert werden. Von der Idee bis zur Serienfertigung elektronischer Schaltungen – das ist das Gesamtpackage, mit dem EDC erfolgreich ist.
Den Traditionen vergangener Jahre folgend, fand nach dem Informationstag auch das SAXEED-Sommerfest statt – wie in den Vorjahren im Hof des Start-up-Gebäudes der Technologie Centrum Chemnitz GmbH, die ebenfalls dazu eingeladen hatte. An die 100 Gäste aus Universität, Wirtschaftsförderung, Kapital- und Fördermittelgebern, vor allem aber aus gründungswilligen Hochschulmitgliedern und bereits gegründeten Unternehmen nutzten die Gelegenheit, sich bei Schaschlik, Steak, Kartoffelsalat und Kuskus auszutauschen, Kontakte aufzufrischen oder neue Geschäftspartner kennenzulernen.