Wenn aus Bewegung Musik wird
Kunst und Hightech zu verbinden, hat sich die MotionComposer GmbH vorgenommen
Ob Walzer, Tango oder Disko – üblicherweise folgt der Tanz der Musik. Diese Logik umzukehren, machte sich der studierte Tänzer und Choreograf Robert Wechsler zur Aufgabe: Von Sensoren ließ er seine Tanzbewegungen aufzeichnen, die dann in Töne und Musik umgewandelt wurden – die Vermischung von Kunst und High-Tech.
Dass das Konzept nicht nur ein künstlerischer Erfolg auf der Bühne sein könnte, sondern auch Basis eines Geschäftsmodells, auf diese Idee wurde er erst später gebracht. Zunächst mit einem EXIST-Stipendium, später in einer GmbH mit mehreren Partnern wurde der „MotionComposer“ entwickelt. Das Prinzip des Geräts folgt der ursprünglichen Idee: Körperliche Bewegungen werden von Kameras erfasst und in wohlklingende Töne verwandelt.
Die im Technologie Centrum Chemnitz ansässige Fusion Systems GmbH brachte in die Entwicklung ihre Erfahrungen im Umgang mit Bewegungserfassung ein, einer der Gründe, warum die MotionComposer GmbH seit einiger Zeit ebenfalls ihren Sitz im TCC hat. Weitere Mitgründer sind Erfinder Robert Wechsler, Marketing-Spezialist Matthias Reinhardt und Kultur- und Medienmanagerin Josepha Dietz.
„Tanz und Musik sind Ursprachen des Menschen“, weiß letztere: „Sie stecken in jedem von uns – und jeder kann sie verstehen.“ Dieses tief verankerte Verständnis macht sich der MotionComposer zunutze: „Unsere Entwicklung gibt Menschen die Möglichkeit zum Selbstausdruck, denen zum Beispiel Sprache als Ausdrucksmöglichkeit nicht zur Verfügung steht.“
Durch die Erzeugung von Musik mittels Bewegungen können sie ihren Gefühlen Ausdruck verleihen und zugleich Selbstwirksamkeit spüren. Vor allem Einrichtungen der Behindertenhilfe wie Förderschulen oder Wohneinrichtungen nutzen den MotionComposer auf diese Weise, aber auch Bibliotheken, Musikschulen oder Kunstvereine: „Wir ermöglichen eine Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Menschen mit und ohne Behinderung“, so Dietz. Denn auch letzteren macht die Beschäftigung mit dem MotionComposer Spaß, stärkt die Freude an Bewegung und vermittelt ihnen eine neue Körperwahrnehmung.
Denn wer immer sich mit dem MotionComposer beschäftigt, ist zunächst ein Lernender von Ursache und Wirkung: Welche Bewegungen erzeugen welche Töne? Was passiert bei abrupten Wenden, was bei Drehungen, wie spiegeln sich fließende Bewegungen in der Musik wider? Und nicht jedes Mal passiert in den Chips des MotionComposers das Gleiche: Unterschiedliche Musikumgebungen, aber auch Naturklänge können ausgewählt werden und verändern das Ergebnis der tänzerischen Performances.
„Diese Art von Geräten ist noch vergleichsweise neu“, weiß Josepha Dietz: „Wir müssen deshalb viel Erklärungsarbeit leisten.“ Den MotionComposer kann man deshalb zunächst auch einfach nur mieten oder für Workshops buchen und damit auch Teil der Community werden, die sich regelmäßig über die Anwendungsmöglichkeiten und Einsatzszenarien der Technologie austauscht. „Für alle Käufer gibt es das Gerät mit zwei Kameras, hochwertigen Lautsprechern, ausführlichem Nutzerhandbuch und Einführungsworkshop.“ Und eines ist gewiss: Zwar scheitern Menschen gelegentlich schonmal daran, Musik in Tanz zu verwandeln; umgekehrt aber wird das mit dem MotionComposer nie der Fall sein.