Neu im TCC: inca-fiber metallisiert Kohlenstofffasern
Wer ein Flugzeug baut, achtet aufs Gewicht. Je leichter das Gerät, desto profitabler lässt es sich dank niedrigerem Kraftstoffverbrauch von seinem Betreiber einsetzen. Ein großer Teil eines modernen Flugzeugs besteht deshalb heute aus Kohlenstofffaserverbundstoffen. Doch direkt unter der Lackhaut zieht sich noch ein dünnes Metallgitter über das Flugzeug: zur Ableitung von Blitzen. „Wer hier je Quadratmeter ein paar Dutzend Gramm einspart, der bringt auf die Gesamtfläche einen erheblichen Gewichtsvorteil“, weiß Dr. Falko Böttger-Hiller, Geschäftsführer der inca-fiber GmbH. Und genau dort will sein Unternehmen ansetzen – mit metallisierten Kohlenstofffasern. Die Gewebe oder Gelege, die Inca-fiberherstellen will, sollen die Vorteile beider Systeme verbinden – die Leichtigkeit der Kohlenstofffaser mit der elektrischen Leitfähigkeit von Metallen.
Im Rahmen der an der TU Chemnitz ansässigen zehnköpfigen Nachwuchsforschergruppe „Trans-Ver“ entstand die Firmenidee. Ziel damals: Sächsische KMU mit innovativen Kohlenstofffaserverbünden zukunftsfähiger machen. Die Herstellung metallisierter – und konkret: per galvanischer Beschichtung verkupferter – Kohlenstofffasern steht seitdem im Fokus eines EXIST-Forschungstransfers. Mit „EXIST“ fördert der Bund technologische Entwicklungen, die auf dem Markt erfolgreich sein könnten, um damit den Wissenstransfer aus der Hochschule in die Wirtschaft zu unterstützen. Rund 700.000 Euro für die erste Förderphase erhält das vierköpfige inca-fiber-Team dank der Unterstützung der Professoren Thomas Lampke (Werkstoff- und Oberflächentechnik) und Uwe götze (BWL III – Unternehmensrechnung und Controlling) sowie durch das Gründungsnetzwerk SAXEED und die ideentransfer GmbH bei der Antragstellung. „Durch erfolgversprechende Ergebnisse der bisherigen Entwicklungsarbeiten gibt es inzwischen die ersten Anfragen für Machbarkeitsstudien aus der Industrie, speziell aus dem Flugzeugbau – und deshalb jetzt auch die inca-fiber GmbH“, so Böttger-Hiller.
Ende Juni 2016 wurde die Gmbh mit dem Geschäftsführer Falko Böttger-Hiller und dem Prokuristen Toni Böttger im Handelsregister eingetragen. Erste Räumlichkeiten hat das Unternehmen im Technologie Centrum Chemnitz auf der Annaberger Straße bezogen: „Der Standort bietet ein sehr gutes Umfeld, in dem wir flexibel wachsen und perspektivisch geeignete Laborräume anmieten können“, erklärt Böttger-Hiller den Schritt. Die erste Versuchsanlage, speziell für die eigenen Zwecke konstruiert, wird aber noch an der TU Chemnitz aufgebaut, mit der das Unternehmen langfristig in Forschung und Entwicklung kooperieren möchte. „Wir stehen noch am Anfang und wollen unser Verfahren zunächst massentauglich machen.“ Was das heißt, erkennt man an den erhofften Volumina, die das Team produzieren will: In diesem Jahr will man noch 100 Kilo der verkupferten Kohlenstofffasern herstellen. In den folgenden werden fünf Tonnen jährlich avisiert – die in unterschiedlichen Märkten abgesetzt werden sollen. Neben der Luft- und Raumfahrtindustrie sollen die Fasern in den Bereichen Automotive und Windkraft zum Einsatz kommen – dann nicht nur zum Blitzschutz, sondern auch zur Haftvermittlung, zum elektromagnetischen Schirmen und zur Übermittlung von Signalen quer durch den Verbundwerkstoff.