Gedruckt mit gutem Gewissen
Die AMtopus GmbH & Co. KG ist noch nicht sehr alt. Im Juli 2016 erst wurde sie gegründet. Doch sie kann bereits einen ersten kleinen Aufmerksamkeitserfolg verbuchen: Am 14. November bekam sie das „Start up-Paket für Unternehmensgründer“ zugesprochen, das die Chemnitzer Wirtschaftsförderung CWE, die Technologie Centrum Chemnitz GmbH und die Volksbank Chemnitz e.G. gemeinsam mit der C³ - Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH vergibt. Das hat auch viel mit der bereits guten Vernetzung von AMtopus zu tun.
Der Name AMtopus leitet sich aus zwei Bestandteilen ab: „Die AMtopus entwickelt sehr flexible Komponenten und Maschinen, daher die Referenz an den Oktopus; die Anwendung im Additive Manufacturing bringt die neue Spezies des AMtopus hervor“, erklärt Dr. Henning Zeidler, der Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, wenn er den Unternehmensnamen buchstabiert. Additive Manufacturing – viel geläufiger ist das dahintersteckende Verfahren unter dem Begriff 3D-Druck: Mittels speziellem Drucker lassen sich Materialien in beliebige Formen bringen – und das hochflexibel. AMtopus will die Technologie nutzen und weiterentwickeln. Doch während üblicherweise Plastik verdruckt wird, setzt AMtopus auf nachwachsende, biologisch abbaubare Materialien: Holz, Muschelkalk oder Schilfrohr zum Beispiel.
„Wir arbeiten bereits erfolgreich mit Miscanthus, einer Schilfpflanze. Das Material wird zur Zeit im Faserguss verwendet, der z.B. für Eierkartons zum Einsatz kommt“, erläutert Zeidler. Es wird geschreddert und speziell aufbereitet, bis es nur noch ein Pulver ist, mit einem Binder gemischt – und kann anschließend verdruckt werden: „Wir können so zum Beispiel individuelle, hoch angepasste Verpackungen für sensible Bauteile herstellen, die sie nicht nur mechanisch schützen, sondern die zugleich noch temperaturdämpfend wirken. Und am Ende wirft man die Verpackung einfach auf den Kompost“, so Zeidler. Schwerpunkt für AMtopus wird sein, die Technik zu verbessern, sie vor allem schneller zu machen – und dafür die passenden Maschinenkonzepte zu entwickeln. Aber auch stabilere Materialien werden zum Einsatz kommen: „Wir wollen den Plastikersatz, der ein gutes Gewissen zurücklässt“, skizziert er das Ziel. Dass das nicht morgen erreicht ist, weiß er: „Unsere natürlichen Ausgangsstoffe haben sehr stark fluktuierende Eigenschaften – das müssen wir managen und Maschinentechnik entwickeln, die sich daran anpassen kann."
Das Know-how stammt unter anderem aus Projekten der Professur Mikrofertigungstechnik an der TU Chemnitz, des Beckmann-Instituts für Technologieentwicklung und des Fraunhofer Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik. Der 37-jährige Henning Zeidler ist mit den Institutionen gut verwoben: Er studierte Mikrotechnik/Mechatronik an der TU, promovierte anschließend an der Fakultät für Maschinenbau, ist inzwischen dort Oberingenieur der Professur Mikrofertigungstechnik. Im Beckmann-Institut ist er Vorstand, dort steht aktuell auch noch die Maschinentechnik. Noch ist AMtopus ein Zwei-Mann-Unternehmen, doch das soll sich ändern. „Momentan sind wir im Gespräch mit ersten Kunden für unsere Entwicklungen“, erklärt Zeidler.
Bei der Gründung setzte er auf die Beratung durch das südwestsächsische Gründernetzwerk SAXEED, holte sich Unterstützung bei der CWE, entschied sich für einen Standort im „Start up“-Gründerzentrum auf dem Smart Systems Campus; in räumlicher Nähe zu seinen Forschungspartnern – Vernetzung also auch an dieser Stelle. Entsprechend wurde auch das „Start-up-Paket für Unternehmensgründer“ der AMtopus GmbH & Co KG auf einer Netzwerkveranstaltung überreicht: Beim Abend „Mut zum Gründen“ des Netzwerks SAXEED, das am 14. November seinen zehnten Geburtstag feierte. Vielleicht wird schon zum zwölften oder 15. Geburtstag dann Dr. Henning Zeidler über positive oder lehrreiche Erfahrungen aus seiner Gründerzeit berichten, wie es an diesem Abend vor 120 Gästen erfolgreiche Gründungsprojekte der vergangenen Jahre taten.