Die Jagd nach Mitarbeitern
Vom Fachkräftemangel liest man mittlerweile fast wöchentlich – und nahezu jede Branche ist davon betroffen. Einer von wenigen, die von diesem Problem profitieren, ist Dr. Christian Genz, Gründer der Personalberatung „Sachsentalent“. Der gebürtige Magdeburger, der dort auch Politikwissenschaften und Anglistik studierte, war die treibende Kraft beim Aufbau des Career Service an der TU Chemnitz und ab 2015 auch Geschäftsführer des Zentrums für Wissens- und Technologietransfer. Nebenbei arbeitete er nebenberuflich als freiberuflicher Personalberater. „Besonders bei meiner Arbeit am Career Service habe ich gesehen, was Firmen gemacht haben, um potenzielle Mitarbeiter zu gewinnen“, erzählt er. „Und ich konnte natürlich sehen, was funktioniert hat und was man noch besser machen kann. Dieses Wissen wollte ich auch an andere Unternehmen weitergeben.“
Im Mai 2017 gründete er daher offiziell sein Personalberatungsunternehmen „Sachsentalent“. Neben Personalmarketing, Trainings und Vorträgen ist hier sein Hauptgeschäft die Personalgewinnung mittels Headhunting. Headhunting bezeichnet die gezielte Personalsuche, bei der für eine Stelle geeignete Kandidaten direkt angesprochen und für das neue Unternehmen abgeworben werden. Während dies früher vor allem bei Stellen der ganz obersten Führungsriegen gängig war, reicht das Aufgabenfeld von Genz heute auch gern mal bis hinunter zum „normalen“ Ingenieur. „Der Markt ist leer gefegt, viele Firmen suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern.“ Den Unternehmen fehlen noch dazu meist die Ressourcen und auch die Erfahrung, die richtigen Angestellten selbst zu finden. An dieser Stelle wird Christian Genz eingeschaltet. In einem persönlichen Gespräch mit dem Kunden wird umfassend besprochen, worauf es bei dem gesuchten Mitarbeiter ankommt. „Wir nehmen uns viel Zeit für unsere Kunden, versuchen die Prozesse im Unternehmen zu verstehen und schauen auch den Mitarbeitern vor Ort gern mal über die Schulter“, erklärt Genz. In Absprache mit dem Kunden werden die Zielfirmen ausgemacht, manche Firmen auch ausgeschlossen, um „böses Blut zu vermeiden“. Danach folgen die langwierige Recherchearbeit und die Ansprache des potenziellen Bewerbers.
Mittlerweile kenne er den Markt sehr gut, erzählt der Gründer: „Das schätzen unsere Kunden sehr an uns, dass wir uns auf die Region konzentrieren und so genau wissen, wie es in der Branche aussieht – und in welchen Unternehmen die Mitarbeiter sich wohl fühlen oder vielleicht auch nicht.“ Julia Rothe, die seit Mai dieses Jahres sein Team als Sales Artist unterstützt, fügt hinzu: „Ein Mitarbeiter, der sich wohl fühlt, wechselt auch nicht, wenn er ein noch so gutes Angebot vorgelegt bekommt.“ Das gilt es vorher herauszufinden.
Ein weiteres Problem sei, erzählt der Geschäftsführer, dass vor allem kleinere Unternehmen oftmals Probleme haben, sich als attraktiver Arbeitgeber sichtbar am Markt zu platzieren. „Manche Unternehmen können uns nicht einmal die Frage beantworten, warum ein neuer Mitarbeiter zu ihnen wechseln sollte“, erzählt er. Daher gehört auch Personalmarketing zu seinem Portfolio. Wie das Abwerben am Ende denn nun genau vonstattengeht, das will Christian Genz nicht verraten. Es sei eine Mischung aus langjähriger Berufserfahrung und, natürlich, Betriebsgeheimnis. „Wir lauern aber niemandem im Dunkeln auf dem Parkplatz auf“, fügt Genz lachend hinzu: „Alles, was wir machen, ist legal.“
Mittelfristig möchte „Sachsentalent“ in der Region als führender Personalberater wahrgenommen werden. Aktuell werde ihre Arbeit bereits auf Dresden und Leipzig ausgeweitet, irgendwann könne er sich auch eine Niederlassung dort vorstellen. Im Mai 2018 bezogen Genz und seine Kollegin jedoch erst einmal das neue Büro im Technologie Centrum Chemnitz an der Annaberger Straße. „Wir haben ganz schnell einen passenden Raum gefunden und die Betreuung war von Anfang an kundenorientiert, freundlich und hilfsbereit“, so Genz: „Wir freuen uns, dass wir jetzt hier sind!“